4-2018 - Strategie e.V.
Wiebke Brüssel
Februar 2018
Wir Deutschen lieben es, uns in Interessengruppen zusammenzuschließen. Es gibt eine fast unüberschaubare Zahl an Vereinen, Clubs und Interessengemeinschaften. Zu fast jedem Thema oder Fachgebiet finden sich Menschen zusammen und gründen eine Organisation. Vielleicht sind Sie, liebe Leserinnen und Leser dieser Kolumne, ja auch in einem oder mehreren Vereinen als Mitglieder oder sogar in verantwortlicher Position.
Viele dieser Organisationen machen mit ihren Angeboten die Welt reicher. Sie bieten Beratung, Bewegungsmöglichkeiten, Sicherheit, Unterstützung. Alle bieten die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Das klingt so, als müsste das Prinzip „Verein“ ein Selbstläufer sein. Doch das ändert sich. So wurden auch wir schon gebucht, um den einen oder anderen e.V. bei strategischen Überlegungen zu begleiten. Brauchen Vereine eine Strategie, um zu überleben? Ja, und viele sogar ganz dringend.
Die Herausforderungen, die Unternehmen zum Umdenken zwingen, treffen auch Vereine. Hier ein paar Beispiele dafür:
Transparenz: Das Internet macht es möglich, Angebote zu vergleichen. Wollen wir uns beispielsweise mehr bewegen, finden wir im Internet zahlreiche Angebote wie Fitness-Center, Apps für das Smartphone, Smartwatches, Trainings-Videos. Auch ein Sportverein ist eine Option, aber eben nur eine von vielen.
New Work: Am Arbeitsplatz ändert sich viel – sowohl die Anforderungen an unser Wissen als auch an unsere Flexibilität. Arbeitgeber erwarten mehr Flexibilität. Das kommt uns einerseits zugute. Andererseits können wir an regelmäßigen Terminen nicht immer teilnehmen. Wir brauchen Angebote, die zu unserem Lebens- und Arbeitsstil passen.
Lebenslanges Lernen: Auch die Anforderungen an unsere Fähigkeiten als Arbeitskräfte ändern sich. Einfache Arbeiten werden immer mehr durch technische Lösungen ersetzt. Die Arbeitskräfte der Zukunft müssen über viele Talente verfügen und immer wieder Neues lernen. Das steigert bereits den Leistungsdruck auf Schülerinnen und Schüler. Zeit für Aktivität in Vereinen bleibt auch ihnen dann nicht.
Silver Society: Die Älteren werden immer mehr. Sie haben das, was den Jüngeren fehlt: Zeit. So finden sich in den Vorständen zahlreicher Vereine Seniorinnen und Senioren. Das ist einerseits gut, denn sie übernehmen wichtige Aufgaben. Andererseits ist es für sie nicht leicht, ein attraktives Angebot für Jüngere zu gestalten. So können Vereine buchstäblich aussterben – es sei denn, das Angebot ist gerade für Ältere interessant, wie zum Beispiel in einem Heimatverein.
Soziale Netzwerke: Vereine sind ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Aber brauchen wir den noch? Auch in den Sozialen Netzwerken gibt es Foren für alle Themen. Wir können uns online austauschen und müssen dafür nicht mal Wohnung oder Haus verlassen. Das ist zwar kein Ersatz für „echte“ zwischenmenschliche Kontakte, doch empfinden die „Digital Natives“ das noch so? Andererseits: Die Chance, die Soziale Medien bieten, nutzen Vereine und Verbände oft (noch) nicht konsequent. Oft fehlt ein digital erfahrener „Kümmerer“.
24/7-Gesellschaft: Längst schon leben wir in einer Welt von Angeboten, die uns rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Bleiben wir mal beim Beispiel „Sportverein“. Wir können rund um die Uhr Fitness-Videos im Internet nutzen und sind auch so nicht an feste Zeiten gebunden. Wir gewöhnen uns an einen hohen Flexibilitätsgrad. Das können Vereine und Verbände nicht leisten.
Diese wenigen Beispiele zeigen, dass es auch für Vereine und Verbände sehr empfehlenswert ist, sich strategisch zu aufzustellen. Dafür braucht es zunächst mal den Mut, zu erkennen, dass etwas getan werden muss. Also, liebe Vereins- und Verbandsverantwortliche, legt los und bringt Eure Organisationen auf einen neuen Stand. Wir würden Euer Angebot sonst bestimmt vermissen.
Redaktionelle Hinweise
Über die Autorin
Wiebke Brüssel ist Geschäftsführende Gesellschafterin des Strategiebüro Nord.
Das Strategiebüro Nord arbeitet für Unternehmen und Organisationen im privaten, sozialen und öffentlichen Bereich, für Gründer und für Firmen am Anfang ihrer Entwicklung.
Dabei geht es um individuelle Fragestellungen, die sich oft aus den Trends unserer Zeit ergeben. Hierfür entwickeln wir lösungsoffen und teamorientiert strategische Konzepte, die langfristig den Erfolg sichern.
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Dieser Beitrag wurde auf den Bremer Exxtraseiten veröffentlicht.
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