6-2020 - Produkte mit integrierter Reparatur- und Entsorgungsanleitung
Dr. Heiko H. Stutzke und Wiebke Brüssel
Januar 2017 (Update November 2020)
28.09.2023 - Update zum folgenden Beitrag
Im Jahr 2017 und erneut 2020 haben wir uns Gedanken darüber gemacht, welche Informationen Produkte mitbringen müssten, um möglichst lange genutzt zu werden und die umweltgerechte Entsorgung zu vereinfachen. Unser kurzes Konzept hatten wir mit mehreren Politiker*Innen und Wirtschaftsakteur*Innen geteilt. Jetzt tut sich etwas – siehe den Zeitungsausschnitt am Ende unseres Beitrags. Wir freuen uns.
Die meisten Produkte, die wir heute verwenden, müssen eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen: Sie sollen lange zuverlässig tun, wofür sie hergestellt wurden, aber auch komfortabel und kompakt sein, schick aussehen und sich am besten melden, bevor ein Defekt auftritt. Sie sollen im (WLAN-) Netzwerk und mit dem Internet verbunden sein, immer auf dem neuesten Stand und miteinander kommunizieren. Und sie sollen in der Produktion und bald auch auf der Straße weitgehend selbständig agieren.
Um all diese Funktionen zu ermöglichen, enthalten Güter und Gebrauchsgegenstände heute eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien. Es geht dabei - unter anderem - um Metalle, Seltene Erden und Kunststoffe. Diese sind oft so miteinander verbunden, dass ein gezielter Austausch einzelner Teile oder die Demontage schwierig ist - oder gar unmöglich. Das wird freilich erst dann zu einer echten Herausforderung, wenn sie defekt oder am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind. Dann nämlich stellt sich die Frage, wie sie wieder funktionsfähig gemacht werden können – oder wie eine Verwertung erreicht werden kann, ohne dass enthaltene Stoffe verbrannt werden oder auf der Deponie landen. Ziel muss es sein, das Produkt so lange wie möglich sinnvoll zu verwenden und danach die enthaltenen Materialien wieder in den Stoffkreislauf zurückzubringen.
Wie wäre es also, wenn jedes Produkt grundsätzlich nicht nur für seine Funktion, sondern auch für Reparaturen und die spätere Entsorgung optimiert würde?
Unser Konzept für „Produkte mit integrierter Reparatur- und Entsorgungsanleitung“ macht das möglich:
1. Das Design jedes Produkts wird so ausgelegt, dass eine sinnvolle Reparatur, Demontage und Verwertung mit vergleichsweise einfachen Mitteln möglich sind.
2. Neben dem Konstruktionsplan wird auch ein Reparatur- und Entsorgungsplan mit einem geeigneten Detaillierungsgrad erstellt.
3. Die enthaltenen Grundstoffe und Materialien werden mengenmäßig erfasst und gespeichert.
4. Das Produkt wird mit diesen Informationen in einer „Reparatur- und Entsorgungs-Datenbank“ erfasst - das kann im ersten Schritt eine Datenbank des Herstellers sein, später eine EU-weite Einrichtung. Es bekommt einen QR-Code, über den die Reparatur- und Entsorgungsanleitung bei Bedarf webbasiert aufgerufen werden kann.
Das klingt so einfach wie sinnvoll, ist aber zweifellos eine komplexe Angelegenheit. So wird zum Beispiel auch eine gesetzliche Grundlage benötigt, die das Ganze (EU-weit) regelt und die Kennzeichnung zur Pflicht macht. Copyrights und andere Rechte sind zu schützen. Und sicher gibt es noch eine Menge mehr zu planen.
Eines können wir mit diesem Konzept aber sicher erreichen: Wir kommen einer echten Kreislaufwirtschaft einen großen Schritt näher, Produkte leben länger, und die Entsorgungsindustrie wird noch stärker als bisher zum Rohstofflieferanten.
Weser-Kurier vom 28.09.2023. Zum Vergrößern klicken.
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Dr. Heiko H. Stutzke und Wiebke Brüssel sind Geschäftsführende Gesellschafter des Strategiebüro Nord.
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