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6-2017 - Eine Welt voller Plastik?

Dr. Heiko H. Stutzke

März 2017

(Mikro)Plastik ist nicht nur ein Problem in den Weltmeeren!

 

Wir sehen, hören und lesen ja viel dieser Tage über den allgegenwärtigen Plastikmüll an den Stränden und in den Weltmeeren. Und es wird immer mehr: Allein Europa trug im Jahr 2015 ungefähr 300.000 Tonnen Plastik zur Verschmutzung der Meere bei.[1] Im Pazifik gibt es inzwischen einen zentralen „Müllstrudel“, also einen Bereich, in dem sich aufgrund der Strömungen große Mengen des von uns entsorgten Materials sammeln. Statistiken sagen, im Jahr 2050 wird es in den Ozeanen mehr Plastikmüll als Fische geben. Was für eine Vorstellung!

 

Wie so oft, wenn es um unsere Umwelt geht, sind die negativen Auswirkungen unserer Aktivitäten für uns nicht oder so gut wie nicht spürbar. Dass Seevögel und Fische treibenden Müll für Nahrung halten und verhungern oder sich vergiften, merken wir nicht. Was sich unter der Meeresoberfläche abspielt, ist für uns nicht sichtbar. Dementsprechend tun wir oft viel zu wenig oder belassen es bei verbalem Aktionismus. Denn eines dürfte klar sein: Alle bisherigen Maßnahmen haben nicht zur einer wesentlichen Verbesserung der Lage beigetragen.

 

Was gern übersehen wird: Irgendwann haben wir unserem Müll selbst auf dem Teller – das dauert nur etwas, denn wir stehen erst ganz am Ende der Nahrungskette. Sie wissen ja, wie es in der Weissagung der Cree heißt: „Erst wenn der letzte Baum gerodet […] ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“.

 

Haben wir also noch Zeit? Diese Frage kann mit einem klaren NEIN beantwortet werden. Wir haben in all den Jahren keine Strategie für den nachhaltigen Umgang mit Plastik entwickelt – und das fängt jetzt an, sich zu rächen. Dabei gibt es längst abbaubare Produkte – sie sind (uns) nur zu teuer oder stehen für die Massenproduktion noch nicht in ausreichenden Mengen und nachhaltig produzierbar zur Verfügung.

 

Und das Problem ist auch keineswegs auf die Meere beschränkt, sondern betrifft uns alle, jeden Tag und überall. Ob es der allgegenwärtige Müll im „Straßenbegleitgrün“ ist, leere Plastikflaschen in Parks oder Hinterlassenschaften überall, wo Menschen leben und arbeiten.

 

Wir haben ganz spontan eine „Feldstudie“ durchgeführt, und zwar auf unserem eigenen Grundstück. Dabei haben wir uns den Randstreifen der Einfahrt zu unserer Garage vorgenommen, der auf beiden Seite nur ca. 30 cm breit ist und die Pflasterung säumt. Also ein sehr überschaubares Gebiet mit insgesamt nur wenigen Quadratmetern. Es ist nicht Teil des Gartens, sondern öffentlich zugänglich und daher der „Vermüllung“ direkt ausgesetzt.

 

Was wir gefunden haben, war erschreckend: Plastikmüll war überall.

 

Wir haben Styropor-Teile gefunden, Bonbon-Folien, beschichtete Alufolien, Teile von Plastiktüten, abgeplatzte Farbreste, Etiketten, Silvester-Raketen und Knaller (nicht von uns), Verpackungsmaterial, Bauschaum und noch einiges mehr. Die Teile waren zum großen Teil gerade noch greifbar, aber etliche zerfielen beim Berühren in kleine Fragmente, die nicht mehr aufzunehmen waren.

Und wir haben uns gefragt, wie viel Material wir wohl nicht gesehen haben, weil es schon zu klein, unter Pflanzen verborgen oder von Erde bedeckt war.

 

Die Vorstellung, dass es direkt in unserem Garten ähnlich aussehen könnte, ist schlicht erschreckend. Wir versuchen zwar, ihn „sauber“ zu halten, aber gegen das, was der Wind mitbringt, können wir wenig tun. Und so fragen wir uns, wie viele unserer Hinterlassenschaften wir wohl inzwischen mit den Radieschen wieder aufnehmen, die wir im Garten ziehen. Keine angenehme Vorstellung.

 

Erzählen Sie doch einmal Ihren Kindern und Enkeln, was wir in unserer Lebenszeit tun und getan haben, um unseren Planeten in den Zustand zu bringen, den wir ihnen hinterlassen werden. Dass wir keine Lust hatten, eine langfristige Strategie zu entwickeln, um – mindestens – die Umweltqualität zu erhalten, die wir vorgefunden hatten. Vielleicht ist das ja ein Ansporn, es anders zu machen. Und ja: Auch kleine, individuelle Anstrengungen bringen etwas!

 

Aber natürlich brauchen wir auch eine globale Strategie für das Problem. Diese muss einerseits dafür sorgen, durch kurzfristige Maßnahmen den Zuwachs an Plastikmüll zu stoppen. Sie muss andererseits dafür sorgen, dass Plastikprodukte so „gebaut“ werden, dass sie buchstäblich ein Verfallsdatum für den organischen Abbau aufweisen. Das wäre die richtige Vorgehensweise. Wir müssen sie nur anpacken.

 

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[1]    Siehe „Plastikmüll – Mehr als nur Tüten“, in: WirtschaftsWoche 11-2017, S. 10.

 

Redaktionelle Hinweise

 

Über den Autor

 

Dr. Heiko H. Stutzke ist Geschäftsführender Gesellschafter des Strategiebüro Nord.

 

Das Strategiebüro Nord arbeitet für Unternehmen und Organisationen im privaten, sozialen und öffentlichen Bereich, für Gründer und für Firmen am Anfang ihrer Entwicklung.

 

Dabei geht es um individuelle Fragestellungen, die sich oft aus den Trends unserer Zeit ergeben. Hierfür entwickeln wir lösungsoffen und teamorientiert strategische Konzepte, die langfristig den Erfolg sichern.

 

 

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