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10-2021 - E-Mobilität: Lade-Infrastruktur auf dem falschen Weg?

Dr. Heiko H. Stutzke

September 2021 (Update Dezember 2021)

Stellen Sie sich vor, Sie ziehen um und wollen auch an Ihrem neuen Wohnort die Versorgung mit Internet flächendeckend herstellen. Ihr IT-Dienstleister schlägt vor, vom Router ganz viele Kabel in alle Räume zu ziehen und überall Netzwerkdosen einzubauen, über die Sie Ihre Geräte anschließen können. Das Ganze würde mehrere Tausend Euro kosten.

 

Genau: Das würde niemand so machen. WLAN aktivieren, eventuell den einen oder anderen Powerline-Adapter einsetzen, und fertig. Finanziell sehr überschaubar, und die beste denkbare Lösung.

 

Piktogramm einer Tankstelle für E-Fahrzeuge.

 

Beim Aufbau der Elektromobilität sieht das ganz anders aus. Hier sind wir gerade dabei, eine Lösung zu schaffen, die einen enormen Ressourcenaufwand und riesige Kosten produziert:

 

  • Individuelle Wallboxen für die meisten E-Fahrzeuge,

  • Verlegung neuer oder ertüchtigter Stromleitungen in Wohn- oder Industriegebiete, um die benötigten Strommengen überhaupt bereitstellen zu können,

  • neue Zähler und Abrechnungsmodalitäten und

  • eine Vielzahl individueller Verträge.

 

Die Maximallösung. Mehr Aufwand geht nicht.

 

Was beim Internetzugang niemand tun würde, wird hier umgesetzt, ohne es strategisch, wirtschaftlich und im Sinne der Nachhaltigkeit zu hinterfragen. Wir vom Strategiebüro Nord haben uns dazu Gedanken gemacht und uns gefragt, ob mit einer in China praktizierten Lösung auch bei uns ein größerer Nutzen mit viel weniger Aufwand erreicht werden könnte.

 

Das könnte dann so aussehen:

 

1. In E-Fahrzeugen werden Wechselakkus zum Standard. Herstellerunabhängig wird hierfür eine Norm für Einbau und Anschluss des Akkus entwickelt. Diese umfasst drei oder vier verschiedene Leistungsstufen (analog zu den heutigen Treibstoffsorten) und eine Technik für den schnellen, vollautomatischen Austausch leerer Akkus.

 

2. Den Austausch leerer Akkus übernehmen die Tankstellen. Sie sind bereits flächendeckend und bedarfsgerecht vorhanden und haben damit nach dem Benzinzeitalter weiterhin eine wichtige Funktion. Getauscht werden die Akkus von einem Roboter.

 

3. Die Tankstellen übernehmen auch die Aufladung, Lagerung und erneute Bereitstellung der genormten Akkupakete. Sie mit der benötigten Infrastruktur (Leitungen, …) auszustatten, kostet nur einen Bruchteil des Aufwands für die individuelle Ausstattung nahezu jedes Haushalts mit Wallboxen.

 

4. Zur Netzstabilisierung werden die Akkus außerhalb der Spitzenzeiten geladen oder wenn gerade viel Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht. Ein Teil der gelagerten Akkus wird darüber hinaus zum Ausgleich von Bedarfsspitzen oder Netzschwankungen eingesetzt.

 

5. Wenn das Ganze gut umgesetzt wird, müssen wir künftig beim „Tanken“ nicht einmal mehr aussteigen und sind schneller wieder unterwegs als heute beim Nachfüllen von Benzin. Die Abrechnung erfolgt per App oder wie bisher.

Einzelne Fahrzeugmodelle im chinesischen Binnenmarkt sind bereits mit Wechselakkus ausgestattet. Das System funktioniert und soll weiter ausgebaut werden. Die Robotertechnik schafft den Akkuwechsel bereits in ca. einer Minute. Künftig soll es noch deutlich schneller gehen.

 

Insgesamt kann auf diese Weise ein enormer Ressourcenaufwand eingespart werden. Die E-Mobilität würde einen Schub erhalten, da der individuelle Infrastrukturaufwand entfällt. Und das Ganze hat sogar noch weitere Vorteile: Ältere oder defekte Akkus können aus dem Verkehr gezogen oder aufgefrischt werden, ohne dass Arbeiten am Fahrzeug vorgenommen werden müssen. Die Preise können sinken, weil viel Infrastruktur nicht aufgebaut und damit nicht refinanziert werden muss.

 

Aufwand entsteht, weil eine entsprechende Norm entwickelt werden muss, die Fahrzeughersteller entsprechende Designänderungen umsetzen und die Tankstellen umgerüstet werden müssen.

 

Wir meinen: Es ist Zeit, damit durchzustarten.

 

Redaktionelle Hinweise

 

Über den Autor

 

Dr. Heiko H. Stutzke ist Geschäftsführender Gesellschafter des Strategiebüro Nord.

 

Das Strategiebüro Nord arbeitet für Unternehmen und Organisationen im privaten, sozialen und öffentlichen Bereich, für Gründer und für Firmen am Anfang ihrer Entwicklung.

 

Dabei geht es um individuelle Fragestellungen, die sich oft aus den Trends unserer Zeit ergeben. Hierfür entwickeln wir lösungsoffen und teamorientiert strategische Konzepte, die langfristig den Erfolg sichern.

 

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