10-2016 - Unternehmen versenken - ein neuer Kult?
Wiebke Brüssel
November 2016
Haben Sie das auch schon gehört? Bei Wirtschaftsveranstaltungen aller Art wird in letzter Zeit öfter die amerikanische „Kultur des Scheiterns“ beschworen. Wir hören Sätze wie „wer in Amerika nicht mindestens zweimal gescheitert ist, wird als Unternehmer nicht ernst genommen“. Es hat den Anschein, als würde diese „Kultur“ auch als Vorbild für deutsche Unternehmen herangezogen.
Als Strategieberaterin regt sich bei mir dann immer Widerstand. Und tatsächlich bin ich nicht die Einzige, die so denkt.
Unterstützung fand ich jetzt in einem Artikel in der Ausgabe 45/2016 der Wirtschaftswoche. Die Autoren wiesen darauf hin, dass unternehmerisches Scheitern nicht wie in einem Computerspiel funktioniert. Ist das „Game over“, beginnt man dann meistens nicht einfach wieder von vorne.
Es ist unbestritten, dass wir aus Fehlern besonders gut lernen. Aber müssen wir dafür ein Unternehmen in die Insolvenz führen? Und können die Gescheiterten dann einfach wieder aufstehen, den Staub aus der Kleidung klopfen und wieder in den Sattel steigen?
Aus dem Artikel geht hervor, dass das oft so positiv dargestellte unternehmerische Scheitern tiefe Schattenseiten hat. Zunächst ist die Erfahrung schmerzlich und verunsichernd. Die Betroffenen schämen sich für Ihren Misserfolg. Das ist auch nicht innerhalb von ein paar Tagen verwunden, das braucht Zeit. Die Motivation bekommt einen ganz ordentlichen Dämpfer. Und nicht nur die Unternehmerin oder der Unternehmer selbst ist betroffen. Oft verlieren Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze und viel Geld und Energie wird vernichtet. Dazu verhindert das Insolvenzrecht oft eine Neugründung, zumindest für einen gewissen Zeitraum.
Es scheint also wenig erstrebenswert zu sein, ein Unternehmen zu „versenken“, um so zu lernen, wie es richtig geht. Durch eine gute strategische Planung mit externer Begleitung können mögliche Fehlerquellen vorab durchgespielt und so verhindert werden. Der Lernprozess muss dadurch nicht leiden. Immerhin hilft es uns auch, zu erkennen, in welche Falle wir beinahe getappt wären. Ich stelle an mir selbst fest, dass wenn ich erkenne, dass etwas hätte passieren können, mich das genauso prägt, als wäre es passiert.
Eine strategische Planung ist natürlich keine Garantie dafür, dass wir immer erfolgreich sind. Aber wenn wir beweglich bleiben und unsere Planung als rollierendes System begreifen, sind wir auf einer weitaus besseren Seite. So bleiben wir als Unternehmerinnen und Unternehmer auch in unruhigen Zeiten auf einem guten Kurs.
Es schadet natürlich nichts, viel über die Fehler anderer zu erfahren und zu lernen – vor allem, wenn sie ihre unternehmerischen Misserfolge großzügig mit der Welt teilen. Sie verdienen großen Respekt dafür, dass sie so offen mit ihrem Scheitern umgehen. Aber nachmachen müssen wir das nicht. Dabei hilft eine gute Strategie.
Wer den Artikel „Der falsche Kult um das Scheitern“ nachlesen möchte, findet ihn im Archiv der Wirtschaftswoche Online.
Redaktionelle Hinweise
Über die Autorin
Wiebke Brüssel ist Geschäftsführende Gesellschafterin des Strategiebüro Nord.
Das Strategiebüro Nord arbeitet für Unternehmen und Organisationen im privaten, sozialen und öffentlichen Bereich, für Gründer und für Firmen am Anfang ihrer Entwicklung.
Dabei geht es um individuelle Fragestellungen, die sich oft aus den Trends unserer Zeit ergeben. Hierfür entwickeln wir lösungsoffen und teamorientiert strategische Konzepte, die langfristig den Erfolg sichern.
Hinweis zur verwendeten Sprache
Sprachliche Grundlage für unsere Beiträge ist das amtliche Regelwerk des Rates für deutsche Rechtschreibung. Wir sprechen alle Menschen an.
Lobbyregister
Das Strategiebüro Nord ist unter der Kontonummer K4126147 im Lobbyregister des Deutschen Bundestages eingetragen.
Nutzungsrechte
Alle Rechte für unsere Beiträge und die verwendeten Bilder liegen, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, beim Strategiebüro Nord.
Wir freuen uns, wenn Sie Beiträge und Bilder für Ihre persönliche (ausschließlich private) Information nutzen, sie zitieren oder verlinken. Wenn Sie unsere Beiträge, Bilder oder andere Inhalte jedoch außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes ganz oder teilweise für gewerbliche oder hoheitliche Zwecke verwenden, in elektronische Medien einstellen oder weitergeben wollen, bitten wir Sie, hierfür unsere schriftliche Genehmigung einzuholen.
Download als PDF-Datei
Diesen Beitrag können Sie als PDF-Datei herunterladen. Klicken Sie hierfür oben den Button "PDF" mit der rechten Maustaste an und wählen dann die Option zum Speichern der PDF-Datei auf Ihrem Gerät.
Dieser Beitrag wurde auf den Bremer Exxtraseiten veröffentlicht.
© Strategiebüro Nord