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1-2020 - Hyggeliges Arbeiten

Wiebke Brüssel

Januar 2020

Hygge ist ein Trend, an dem kaum jemand vorbeikommt. Ob Möbelhaus, Zeitschriften- oder Buchregal – Hygge scheint überall zu sein. Gerade in der kalten Jahreszeit sehnen wir uns nach Wärme und Gemütlichkeit. Da scheinen uns die Skandinavier etwas vorauszuhaben. Kein Wunder, mit Dunkelheit kennen sie sich aus.

 

Aber Kerzen und Möbel sind nicht mein Thema. Es geht vielmehr um die nicht-materiellen Dinge, die das Arbeiten im Norden Europas so angenehm machen. Ein Gefühl der Wärme entsteht nicht nur durch Kaminfeuer, sondern auch durch den Umgang miteinander. Und tatsächlich scheinen die Skandinavier den Dreh rauszuhaben, um das Gefühl von Kerzenschein, warmen Wolldecken und Zimtschnecken in die Arbeitswelt zu übertragen.

 

Auch bei uns gibt es Unternehmen, die erkannt haben, dass eine schlechte Atmosphäre die Produktivität lähmt und gute Leute vertreibt. Doch flächendeckend ist das noch nicht angekommen. Und so wird es sie in manchen Unternehmen immer noch geben, die

 

  • Abteilungsleiter, die bei Begegnungen auf dem Flur niemanden grüßen und auch nicht so genau wissen, wer eigentlich in ihrer Abteilung arbeitet,

  • Führungskräfte, die gar nicht daran denken, einem schwer bepackten Mitarbeiter die Tür aufzuhalten,

  • Manager, die es völlig o.k. finden, wenn sich Mitarbeitende vor ihnen fürchten und einen problem- anstelle eines lösungsorientierten Führungsstils pflegen,

  • Mitarbeiter, die andere, die morgens kurz durch die benachbarten Büros gehen, um einen guten Morgen zu wünschen, fragen, ob sie nichts Besseres zu tun hätten,

  • Menschen auf allen Hierarchieebenen, die Wissen horten, um sich so Vorteile zu verschaffen,

  • Arroganz und das Machtstreben,

  • Kultur der personenbezogenen Kontrolle.

 

Das kann sich in Zeiten des Fachkräftemangels eigentlich niemand mehr leisten, und so taucht in letzter Zeit häufig der Begriff „New Work“ auf. Für uns mag es dabei um eine ganz neue Arbeitskultur gehen, doch in anderen Ländern gibt es sie längst.

 

In Skandinavien herrscht seit vielen Jahrzehnten genau die Arbeitsatmosphäre, die bei uns mit „New Work“-Techniken erzeugt werden soll. Sie basiert auf ganz einfachen Begriffen wie Vertrauen und Wertschätzung. Verwendet werden diese Worte auch in deutschen Unternehmen, aber in skandinavischen sind es eben nicht nur Worte.

 

Hier sind ein paar Beispiele, was die Nordländer einfach besser machen:

 

  • Im Mittelpunkt stehen der Mensch und die Annahme, dass alle ihr Bestes geben wollen, wenn man sie lässt. So entsteht eine Kultur des Vertrauens. Personenbezogene Leistungskontrolle hat in solchen Unternehmen keinen Raum. Es ist ein Geben und Nehmen.

  • Es gibt vielfach flexible Arbeitszeiten und -orte. Wer mal eher gehen muss, weil es familiäre wichtige Dinge zu regeln gibt, kassiert keinen Spruch vom Vorgesetzten – weil der das auch tut. Die Arbeit wird selbstverständlich nachgeholt.

  • Die Gestaltung der Arbeitsplätze wird gemeinsam mit den Arbeitenden entwickelt. Warum nicht mal fragen, wie sie sich einen angenehmen Arbeitsplatz vorstellen? Vielleicht wünscht sich das Team keinen Kicker, sondern etwas ganz anderes.

  • Wer Überstunden macht, wird in skandinavischen Unternehmen oft nicht als Super-Performer, sondern als unorganisiert betrachtet.

  • Ein persönlicher Wettbewerb zu Lasten anderer lohnt sich nicht, denn Menschen und Teams stehen im Vordergrund. Genau so wenig lohnen sich Arroganz, Hierarchiedenken und -verhalten.

  • Kritische Fragen sind nicht verpönt, sondern erwünscht. Wer etwas ändern will, muss andere überzeugen. So werden Themen gut durchdacht.

  • Fehler sind ein natürlicher Teil der Arbeit und werden auch so betrachtet. Schließlich kann ein Fehler zu neuen Entdeckungen führen.

 

All das und mehr wirkt sich natürlich auch auf die Gesundheit am Arbeitsplatz aus. Mitarbeitende, die auch im Büro sie selbst sein können und aufgrund ihrer Individualität gewürdigt werden, sind einfach glücklicher und weniger krank. Alle gewinnen dabei.

 

Wer jetzt ans Auswandern denkt, hat mein vollstes Verständnis. Ich hätte meine Jahre als Angestellte gern in einem solchen Arbeitsklima verbracht. Doch auch wenn wir lieber hierbleiben, können wir ab sofort vieles besser machen. Je höher die Position im Unternehmen, desto mehr Möglichkeiten gibt es dafür. Und das Beste: Eine solche Arbeitsumgebung zu schaffen kostet kein oder wenig Geld, nur viel guten Willen, die Bereitschaft zu vertrauen und vermutlich viel Konsequenz.

 

Wer mehr über Hygge im Büro wissen möchte, findet im Internet viele Beiträge, Fachliteratur und bestimmt auch Seminarangebote.

 

Nutzen Sie das neue Jahr und machen Sie Ihre Arbeitsumgebung hyggelig.

 

Redaktionelle Hinweise

 

Über die Autorin

 

Wiebke Brüssel ist Geschäftsführende Gesellschafterin des Strategiebüro Nord.

 

Das Strategiebüro Nord arbeitet für Unternehmen und Organisationen im privaten, sozialen und öffentlichen Bereich, für Gründer und für Firmen am Anfang ihrer Entwicklung.

 

Dabei geht es um individuelle Fragestellungen, die sich oft aus den Trends unserer Zeit ergeben. Hierfür entwickeln wir lösungsoffen und teamorientiert strategische Konzepte, die langfristig den Erfolg sichern.

 

 

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Dieser Beitrag wurde auf den Bremer Exxtraseiten veröffentlicht.

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